Great info about this very topic from a recent 'Blätter für deutsche und Internationale Politik' Magazin. <a href="https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2018/februar/gewinn-vor-gesundheit" rel="nofollow">https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2018/februar/gewin...</a> Unfortunately in german:<p>I have no time to translate but will give this one info from it: They calculated that the costs for a 3-month-treatment would be 75 Dollars including profit and logistics.<p>Eindrucksvoll zeigt dies das Beispiel des Medikaments Sofosbuvir (Sovaldi®) zur Behandlung der chronischen Hepatitis C, das Ende 2013 in den USA erstmalig zugelassen wurde und hochwirksam ist. Hepatitis C ist eine virusbedingte Leberentzündung, die durch Blut und Blutprodukte übertragen wird. Weltweit sind etwa 150 Millionen Menschen infiziert. Bei den Patienten entwickelt sich mit den Jahren eine Leberzirrhose, die zu Leberversagen und Leberkrebs führen kann. Die Zulassung von Sofosbuvir stellte einen Durchbruch für die Behandlung von Hepatitis C dar: Zuvor gab es nur geringe Heilungschancen und die bisher eingesetzten Medikamente zeigen starke Nebenwirkungen. Mit dem neuen Präparat können die meisten Infizierten binnen zwölf Wochen vollständig geheilt werden.<p>Im November 2011 übernahm der US-Pharmakonzern Gilead in einem Bieterwettbewerb für 11,4 Mrd. US Dollar bei einer jährlichen Gewinnerwartung von 20 Mrd. Dollar das Start-up Pharmasset, das den Hepatitis-C-Wirkstoff entwickelt hatte. Pharmasset hatte für die Forschung bis dahin 188 Mio. US-Dollar ausgegeben und 2012 den Preis für die Behandlungsphase mit Sofosbuvir auf 33 000 Dollar berechnet. Gilead investierte zwischen 2012 und 2014 noch einmal 880 Mio. Dollar für klinische Studien bis zur Markteinführung Anfang 2014. Inzwischen macht Gilead mit Sofosbuvir 55 Prozent Gewinn pro Jahr. Zum Vergleich: Der Gewinn der größeren US-Pharmakonzerne lag laut der „Forbes“-Liste der größten US-Unternehmen in den Jahren 2005 bis 2015 im Durchschnitt bei 17,44 Prozent, jener der anderen Industrieunternehmen bei 4,34 Prozent im Jahr. Der Wert der Gilead-Aktie hat sich seit dem Aufkauf von Pharmasset in 2011 verfünffacht. Während unter einer sogenannten Zwangslizenz – also einer Lizenzvergabe, die anderen Herstellern die Produktion und Vermarktung gegen eine angemessene Gebühr erlaubt – ein Herstellerpreis von 75 Euro für eine dreimonatige Behandlung inklusive Vertrieb und Gewinn möglich wäre, lag der Preis für eine achtwöchige Behandlung in den USA tatsächlich zwischen 84 000 und 168 000 US-Dollar.[11] Damit hatte Gilead die Übernahmekosten, mit denen es auch die hohen Kosten für die Therapie begründete, in nur einem Jahr weitgehend refinanziert. Der Markteinführungspreis von Sofosbuvir in Deutschland betrug 60 000 Euro, der schließlich verhandelte und von den Krankenkassen erstattete Preis nach einem Jahr bei etwa 45 000 Euro pro Behandlungsphase. In der Bundesrepublik sind von Hepatitis C 400 000 bis 500 000 Menschen betroffen, etwa 300 000 gelten als behandlungsbedürftig. Würden alle mit Sofosbuvir behandelt, entstünden Kosten von 13,5 Mrd. Euro. Das entspricht einem Drittel der gesamten Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2015.<p>Die Aufwendungen der Unternehmen zeigen, dass diese nicht auf die hohen Preise angewiesen sind, um die Entwicklung der Medikamente zu refinanzieren: Gerade die großen Unternehmen geben oft doppelt so viel für Marketing aus wie für Forschung und Entwicklung. Außerdem machen sie 70 Prozent ihres Umsatzes mit Produkten, die von anderen Firmen – oft kleineren Start-ups – entwickelt wurden, also mit solchen, bei denen sie selbst keine Entwicklungskosten hatten.[12] Rund drei Viertel der Umsatzrendite der größten 20 Pharmaunternehmen gehen in die Auszahlung von Dividenden und den Rückkauf von Aktien, um den Aktienwert zu steigern. 16 Prozent werden in Übernahmen und Fusionen investiert und 10 Prozent in Anlagegüter und Sachanlagen.[13] Zudem versuchen die Pharmaunternehmen, durch Übernahmen und Zusammenschlüsse ihre Forschungskosten zu senken oder Steuern zu sparen – etwa indem sie Firmen in Ländern mit niedrigen Steuern wie Irland aufkaufen und ihren Unternehmenssitz formell dorthin verlegen. Ihre Innovation und Forschungsproduktivität erhöht sich dadurch nicht. Schließlich fließt auch viel Geld in die Lobbyarbeit der multinationalen Konzerne – zu „Big Pharma“ zählen Unternehmen wie Jonson & Jonson, Pfizer, Novartis, und Roche. Sie geben in den USA mehr für Lobbying aus als alle anderen Branchen. Pharmageld fließt also hauptsächlich in Marketing und Maßnahmen, mit denen der Monopolstatus verteidigt und ausgedehnt wird – und nicht in die Entwicklung neuer, möglichst wirksamer Medikamente.